Poeſie „Der Schlaf des Ewigen“

In ſchnee­trei­ben­der Nacht ſchrieb ich dieſe Zei­len im Lichte mei­ner Petro­le­um­lampe, wohl gewärmt vom kniſtern­den Feuer des Ofens, doch angeſteckt von Väter­chen Win­ter mit ſei­ner Trau­rig­keit, Troſtoſig­keit und eiſi­gen Kälte.

VictorianCardWinterScene

Der Schlaf des Ewigen

Aus dieſem wun­derſchö­nen Traum laſs mich nicht erwachen.

Ich träume von ver­gan­ge­nen Zeiten,
ich träume ſo wun­derſchön von dir.
Nimm mich in den Arm und ſpanne deine Flü­gel um mei­nen Leib –
bis in Ewig­keit, laſs mich nie­mals los!
Wie ſpüre ich ſanft dei­nen Atem,
ſpüre ſee­lig deine ſchüt­zende Wärme.
Erwa­che ich jetzt, ſo werde ich fortgeriſſen;
fort­ge­riſſen in eine kalte, grauſame Welt.
Nie­mand war­tet dort auf mich,
nie­mand wird mich miſſen.
Gelieb­ter Anu­bis, nimm mir den Schmerz mit
dei­ner Güte.  Nie mehr möchte ich zurück –
laſs mich ſchla­fen. Jahre lang. Für immer.

- CvMS, 1882 -


Erſtellt am: 29.12.1879 | von: Christine von Meſek-Sikorſki
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