Auch bei Geſprächen iſt es wichtig, Haltung zu bewahren. Welche Empfehlungen und Regeln bei gemeinſamen Geſprächen um 1900 galten, habe ich aus mehreren Benimm-Büchern entnommen:
Die Körperhaltung ſei ungezwungen. Bei einem Geſpräch im Stehen ſtehe man ſtill, bei einem Geſpräch im Sitzen lehne man ſich nicht hintenüber und ſchlage nicht die Beine übereinander. Hiervon ſind Ausnahmen zuläſſig, wenn es ſich um gute Bekannte handelt.
Man komme nicht mit dem Geſichte dem anderen ſo nahe, daß ihn der Hauch des Mundes berührt. Das iſt läſtig und unanſtändig.
Man darf ſich nur ſetzen, wenn dies der andere auch tut. Erhebt ſich der andere von ſeinem Platze, ſo muß man auch aufſtehen. Ausnahmen hiervon ſind zu zuläſſig, wenn es ſich um gute Bekannte handelt, oder wenn der andere erheblich jünger oder niedriger geſtellt iſt.
Damen gegenüber ſind Ausnahmen unter allen Umſtänden unzuläſſig.
Man ſpreche nicht zu laut. In der Geſellſchaft ſtört man dadurch andere; auf der Straße iſt es unfein.
Man begleite ſeine Rede durch maßvolle Handbewegungen (Geſten). Ohne ſolche Bewegungen zu ſprechen, ſieht ſteif und unbeholfen aus. Zuviel davon iſt aber auch nicht angebracht, weil es einen zappeligen, aufgeregten Eindruck macht.
Herren dürfen nicht die Hände in die Taſchen ſtecken. Ebenſo dürfen ſie nicht, wie manche es tun, ihr Gegenüber anfaſſen.
Es iſt höchſt unpaſſend, den anderen in ſeiner Rede zu unterbrechen. Selbſt wenn der andere ſtockt, weil er offenſichtlich das paſſende Wort nicht findet, ſo darf man ihm doch nicht ins Wort fallen, ſondern muß ihn unbedingt zu Ende reden laſſen.
Während des Sprechens oder während der andere ſpricht, ſchaue man den anderen ungezwungen an. Man vermeide aber, ihn anzuſtarren. Insbeſondere wenn man bemerkt, daß der andere um Worte verlegen wird, ſo wende man den Blick von ihm ab, weil man ſonſt ſeine Verlegenheit erhöht.