I. Als Friſchhalterin ſchaffe man ſich nur Weck-Apparate und ‑Gläſer an, denn ſie ſind von beſter, ſolideſter Beſchaffenheit, durch jahrelange Erfahrungen vervollkommnet und ſtets ſorgfältig geprüft. Nie ſchaffe man ſich billige Nachahmungen an, denn dadurch verliert man nicht allein Zeit und Geld, ſondern es erwächſt noch Ärger obendrein.
II. Man halte die Apparate und Gläſer immer rein, blank und gebrauchsfertig. Beſchädigte Gläſer, Deckel und Ringe, ſowie Federn, welche die Spannkraft verloren haben, brauche man niemals. Wird der Apparat eine Zeit lang nicht gebraucht, ſo fette man alle Metall- und Gummiteile ein.
III. Ein Thermometer, welches nicht gleichmäßig ſteigt und fällt, iſt untauglich.
IV. Gummiringe, die gewellt, geriſſen oder hart ſind, ſolle man nicht verwenden. Man vergeſſe auch nicht, dieſe in lauwarmem Sodawaſſer abzuwaſchen. Das Aufbewahren der Gummiringe geſchieht, indem man ſie auf eine Säule von Holz aufziehſt und dann an einem kühlen, zugfreien Orte aufbewahrſt.
V. Was immer ſteriliſiert werden ſoll, ſei es Obſt, Gemüſe, Fleiſch, Fiſch oder Wild, man nehme es nur von beſter und ganz friſcher Qualität und verarbeite alles möglichſt ſofort ohne Aufſchub. Nahrungsmittel, die den Keim der Verweſung ſchon ſich tragen, taugen zum Steriliſieren nicht.
VI. Man reinige die Nahrungsmittel vor dem Gebrauch ſorgfältig und beachte ſtreng die bei den Rezepten gegebenen Vorſchriften, namentlich in Bezug auf Temperatur und Kochzeit. Man kürze die Kochzeit nie ab – ſie fängt erſt an, wenn die beſtimmten Grade erreicht ſind. Bei 2‑Liter-Gläſern ſteriliſiere man eher etwas länger. Man trockne ſtets Deckel und Glasrand, ſowie auch den Ring gehörig ab, bevor man dieſen auflegt.
VII. Man fange beim Steriliſieren nicht mit dem Schwierigſten an, gehe von den einfachen zu den komplizierten Rezepten über. Die Rezepte in den Gebrauchsanweiſungen und Kochbüchern ſind allgemein als Richtſchnur zu betrachten. Aus beſtimmten Gründen kann manchmal eine kleine Abweichung möglich oder auch geboten ſein. Hat die Friſchhalterin einmal genügende Erfahrung, ſo weiß ſie, wo ſie ſolche Abweichungen vornehmen kann.
VIII. Die Gläſer ſollen niemals zu voll ſein, damit der Inhalt beim Steriliſieren auskochen kann.
IX. Man fülle nie kalte Gläſer mit heißem Inhalt, oder umgekehrt und ſtelle nie kalte Gläſer in heißes Waſſer – auch nicht heiße Gläſer in kaltes Waſſer, oder in Zugluft, oder auf Steinflieſen. Man nehme die Gläſer nicht aus dem Apparat, bevor ſie richtig abgekühlt ſind.
X. Wenn die Gläſer in den Friſchhalter eingeſtellt ſind, ſo prüfe man, ob Ring und Deckel richtig aufgelegt und ob jedes Glas mäßig unter Federdruck ſteht, indem man die Federn hebt.
XI. Man laſſe das Waſſer niemals beim Steriliſieren aufwallen; die nötige Temperatur kann auch erreicht werden, wenn das Waſſer nur „zieht“.
XII. Tags nach dem Steriliſieren oder am dritten Tage prüfe man die Gläſer: 1. ob ſie geſchloſſen ſind und 2. ob der Inhalt ſich hält. Deshalb iſt es ratſam, die Gläſer durch Überfaſſen zu kontrollieren, ob dieſelben noch geſchloſſen ſind. Ferner ſtelle man die Gläſer niemals aufeinander, denn dann iſt es unmöglich, dieſe Kontrolle auszuüben, man läuft zudem dabei Gefahr, die Gläſer zu zerbrechen.
XIII. Wenn ein Glas nicht geſchloſſen iſt, ſo unterſuche man beſonders den geſchliffenen Rand des Glaſes und des Deckels, ob dieſe beſchädigt ſind. Auch prüfe man den Gummiring auf ſeine Verwendbarkeit. Schlecht geſchliffene Gläſer oder ſolche mit Fabrikationsfehlern werden erſetzt.
XIV. An einem luftigen, kühlen, trockenen und nicht hellen Orte bewahre man ſeine Konſerven auf.
XV. Vor dem Gebrauche prüfe man die Konſerven nach dem Ausſehen, nach dem Geruch und nach dem Geſchmack. Eine Konſerve, über deren Güte man im Zweifel iſt, brauche man nie.
Aus „Koche auf Vorrat“ von J. Weck, 1911