Die 15 Gebote des Einkochens

I. Als Friſch­hal­te­rin ſchaffe man ſich nur Weck-Appa­rate und ‑Gläſer an, denn ſie ſind von beſter, ſoli­deſter Beſchaf­fen­heit, durch jah­re­lange Erfah­run­gen ver­voll­komm­net und ſtets ſorg­fäl­tig geprüft. Nie ſchaffe man ſich bil­lige Nach­ah­mun­gen an, denn dadurch ver­liert man nicht allein Zeit und Geld, ſon­dern es erwächſt noch Ärger obendrein.

II. Man halte die Appa­rate und Gläſer immer rein, blank und gebrauchs­fer­tig. Beſchä­digte Gläſer, Deckel und Ringe, ſowie Federn, wel­che die Spann­kraft ver­lo­ren haben, brau­che man nie­mals. Wird der Appa­rat eine Zeit lang nicht gebraucht, ſo fette man alle Metall- und Gum­mi­teile ein.

III. Ein Ther­mo­me­ter, wel­ches nicht gleich­mä­ßig ſteigt und fällt, iſt untauglich.

IV. Gum­mi­ringe, die gewellt, geriſſen oder hart ſind, ſolle man nicht ver­wen­den. Man ver­geſſe auch nicht, dieſe in lau­war­mem Soda­waſſer abzu­waſchen. Das Auf­be­wah­ren der Gum­mi­ringe geſchieht, indem man ſie auf eine Säule von Holz auf­ziehſt und dann an einem küh­len, zug­freien Orte aufbewahrſt.

V. Was immer ſte­ri­liſiert wer­den ſoll, ſei es Obſt, Gemüſe, Fleiſch, Fiſch oder Wild, man nehme es nur von beſter und ganz friſcher Qua­li­tät und ver­ar­beite alles mög­lichſt ſofort ohne Auf­ſchub. Nah­rungs­mit­tel, die den Keim der Ver­weſung ſchon ſich tra­gen, tau­gen zum Ste­ri­liſie­ren nicht.

VI. Man rei­nige die Nah­rungs­mit­tel vor dem Gebrauch ſorg­fäl­tig und beachte ſtreng die bei den Rezep­ten gege­be­nen Vor­ſchrif­ten, nament­lich in Bezug auf Tem­pe­ra­tur und Koch­zeit. Man kürze die Koch­zeit nie ab – ſie fängt erſt an, wenn die beſtimm­ten Grade erreicht ſind. Bei 2‑Li­ter-Gläſern ſte­ri­liſiere man eher etwas län­ger. Man trockne ſtets Deckel und Glas­rand, ſowie auch den Ring gehö­rig ab, bevor man dieſen auflegt.

VII. Man fange beim Ste­ri­liſie­ren nicht mit dem Schwie­ri­gſten an, gehe von den ein­fa­chen zu den kom­pli­zier­ten Rezep­ten über. Die Rezepte in den Gebrauchs­an­weiſun­gen und Koch­bü­chern ſind all­ge­mein als Rich­tſchnur zu betrach­ten. Aus beſtimm­ten Grün­den kann manch­mal eine kleine Abwei­chung mög­lich oder auch gebo­ten ſein. Hat die Friſch­hal­te­rin ein­mal genü­gende Erfah­rung, ſo weiß ſie, wo ſie ſol­che Abwei­chun­gen vor­neh­men kann.

VIII.  Die Gläſer ſol­len nie­mals zu voll ſein, damit der Inhalt beim Ste­ri­liſie­ren aus­ko­chen kann.

IX. Man fülle nie kalte Gläſer mit hei­ßem Inhalt, oder umge­kehrt und ſtelle nie kalte Gläſer in hei­ßes Waſſer – auch nicht heiße Gläſer in kal­tes Waſſer, oder in Zug­luft, oder auf Stein­flieſen. Man nehme die Gläſer nicht aus dem Appa­rat, bevor ſie rich­tig abge­kühlt ſind.

X. Wenn die Gläſer in den Friſch­hal­ter ein­geſtellt ſind, ſo prüfe man, ob Ring und Deckel rich­tig auf­ge­legt und ob jedes Glas mäßig unter Feder­druck ſteht, indem man die Federn hebt.

XI. Man laſſe das Waſſer nie­mals beim Ste­ri­liſie­ren auf­wal­len; die nötige Tem­pe­ra­tur kann auch erreicht wer­den, wenn das Waſſer nur „zieht“.

XII. Tags nach dem Ste­ri­liſie­ren oder am drit­ten Tage prüfe man die Gläſer: 1. ob ſie geſch­loſſen ſind und 2. ob der Inhalt ſich hält. Des­halb iſt es ratſam, die Gläſer durch Über­faſſen zu kon­trol­lie­ren, ob dieſel­ben noch geſch­loſſen ſind. Fer­ner ſtelle man die Gläſer nie­mals auf­ein­an­der, denn dann iſt es unmög­lich, dieſe Kon­trolle aus­zu­üben, man läuft zudem dabei Gefahr, die Gläſer zu zerbrechen.

XIII. Wenn ein Glas nicht geſch­loſſen iſt, ſo unterſu­che man beſon­ders den geſchlif­fe­nen Rand des Glaſes und des Deckels, ob dieſe beſchä­digt ſind. Auch prüfe man den Gum­mi­ring auf ſeine Ver­wend­bar­keit. Schlecht geſchlif­fene Gläſer oder ſol­che mit Fabri­ka­ti­ons­feh­lern wer­den erſetzt.

XIV. An einem luf­ti­gen, küh­len, trocke­nen und nicht hel­len Orte bewahre man ſeine Konſer­ven auf.

XV. Vor dem Gebrau­che prüfe man die Konſer­ven nach dem Aus­ſe­hen, nach dem Geruch und nach dem Geſchmack. Eine Konſerve, über deren Güte man im Zwei­fel iſt, brau­che man nie.

Aus „Koche auf Vor­rat“ von J. Weck, 1911


Erſtellt am: 01.05.1898 | von: Christine von Meſek-Sikorſki
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